Montag, 20. September 1999
Am Morgen verließen wir Kanab und fuhren zum Zion National Park. Wir fuhren im Osten in den Park hinein, hielten kurz an der Checkerboard Mesa, und fuhren dann gleich wieder südlich aus dem Park nach Springdale, einem kleinen Ort weniger als eine Meile vom Park entfernt. Dort fanden wir ein schönes Zimmer im “Canyon Ranch Motel”. Das Hotel besteht aus mehreren kleinen Gebäuden, in denen jeweils zwei oder vier Zimmer untergebracht sind. Die Gebäude waren oval um eine Rasenfläche angeordnet, auf der es rustikale Hollywood-Schaukeln gab, und ein Swimmingpool war natürlich auch da, komplett mit beheiztem Whirlpool. Als ich mich ein wenig umsah, entdeckte ich am hinteren Ende des Grundstücks drei Maultierhirsche, vermutlich eine Mutter mit zwei Jungen. Sie grasten so vor sich hin, und ich hielt Abstand, um sie nicht zu verschrecken.
Nun ging es zurück in den Park, wie immer zuerst zum Besucherzentrum. Es gab viele interessante Vorträge im Angebot, also blieben wir ein Weilchen. Zuerst sahen wir einen kurzen Diavortrag über den Park, zur einführenden Orientierung, dann gab es einen “talk” über Kojote und noch einen über Fossilien. Dann wollten wir endlich auch einmal den Park selbst in Augenschein nehmen, also fuhren wir auf dem “Scenic Drive” in den Zion Canyon. Das war der bis dahin überfüllteste Park! Es waren jede Menge Autos und Reisebusse unterwegs, und bei einigen Parkplätzen mußte man darauf warten, daß ein Platz freiwurde – oder weiterfahren. Glücklicherweise gab es schon konkrete Pläne für ein Shuttlebus-System wie das am South Rim des Grand Canyon. Der Zion Nationalpark wird jährlich mit 2.5 Millionen Besuchern konfrontiert, während der wesentlich größere Grand Canyon Park jährlich fünf Millionen Besucher hat.
Wir hielten als erstes am Court of the Patriarchs und fuhren dann weiter zum Temple of Sinawava am Ende der Aussichtsstraße. Dort gibt es einen großen Parkplatz, von dem aus ein befestigter Weg weiter in die Narrows führt, von denen uns der Amerikaner erzählt hatte, den wir in Canyonlands getroffen hatten. Und auf dem Weg in die Narrows trafen wir – denselben Amerikaner, der sie uns empfohlen hatte! Er kam gerade von einer Wanderung im Flußbett zurück und freute sich zu sehen, daß wir seinem Vorschlag gefolgt waren und diesen schönen Ort besuchen wollten.
Hier ist ein Foto der Narrows, das wir auf dem Rückweg aufgenommen haben.
Wir fuhren danach zurück in Richtung Besucherzentrum und hielten noch einmal an einem Aussichtspunkt mit Picknickplatz, von dem aus der Wanderweg zu Angel’s Landing losging. Angel’s Landing ist eine der großen Felsklippen in Zion, und wir dachten darüber nach, sie am nächsten Tag zu erklimmen.
Und wen trafen wir wohl auf dem Picknickplatz? Den Amerikaner von den Narrows! Wir erfuhren endlich seinen Namen, Owen. Amüsiert über den Zufall, daß man sich mehrmals in unterschiedlichen Parks treffen kann, unterhielten wir uns eine Weile.
Owen hatte gerade in einem der Grills auf dem Picknickplatz Feuer gemacht, um sein Abendessen zuzubereiten, und er lud uns ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Es gab Steak mit grünem Spargel, aber weil er nicht mit Besuchern gerechnet hatte, improvisierten wir für André und mich ein paar Sandwiches mit gebratenem Speck. Zum Nachtisch gab’s für alle Dosenobst und Kekse.
Während des Essens unterhielten wir uns über die Parks, die wir seit unserem ersten Treffen in Canyonlands jeweils besucht hatten. Am Vortag hatte Owen Angel’s Landing bestiegen – eine lohnenswerte Wanderung, wie er uns versicherte. Er war mindestens schon das zweite Mal oben gewesen, und dieses Mal hatte er auch seine Videokamera dabei gehabt, so daß er uns einen kleinen Vorgeschmack auf die Tour geben konnte. Wir sahen uns einen Teil seiner Aufnahmen auf dem kleinen Bildschirm der Kamera an. Irgendwo auf dem Weg nach oben hatten er und andere Wanderer eine handgroße Spinne entdeckt, die einen recht furchteinflößenden Eindruck machte. Und zu so wilden Tieren sollen wir hochklettern? Aber da Owen uns versicherte, daß Angel’s Landing einen der lohnenswertesten Ausblicke im Park bietet, beschlossen wir, die Wanderung am nächsten Tag in Angriff zu nehmen.
Unter anderem unterhielten wir uns auch über das Reisen generell, und Owen erzählte uns von seinen wiederholten Reisen nach Utah. Er selbst lebte irgendwo weiter im Osten der USA. Soweit ich mich erinnere, hatte er (fast?) alle Parks in der Gegend besucht, und viele mehr als einmal. Er war in einem Pickup unterwegs und hatte eine Campingausrüstung, Essen und Feuerholz dabei und war so recht unabhängig.
Als wir zum Hotel zurückkehrten, war es noch nicht ganz dunkel, und wir entschlossen uns, noch den Pool auszuprobieren. Es war erfrischend, zuerst im kalten Pool zu schwimmen, sich dann im “hot tub” aufzuwärmen und anschließend noch einmal ins kalte Wasser zu hüpfen.
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