“Schonungslose Abrechnung”

Deutsche Welle: Berliner Beben nach der Wahl in Hessen.

“Angela Merkel gibt den CDU-Parteivorsitz ab, die SPD will politisch das Ruder herumreißen. Nach den Wahlschlappen in Bayern und Hessen steht die Große Koalition Kopf. Aus Berlin berichtet Sabine Kinkartz.”

“Zehn Minuten dauerte die sehr persönliche Erklärung, die Angela Merkel im Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Zentrale in Berlin, abgab. Den Entschluss, auf dem CDU-Parteitag im Dezember nicht erneut anzutreten, habe sie bereits nach der Sommerpause gefasst und geplant, ihn ihrer Partei am kommenden Wochenende auf der lange geplanten Klausurtagung mitzuteilen. “Ich habe heute den Eindruck, dass ich mit meinen Schlussfolgerungen und Erläuterungen nicht warten sollte, denn jeder Tag zählt auch zur Klärung der Dinge.”

Hatte es nach der Landtagswahl in Bayern vor zwei Wochen noch so ausgesehen, als wolle die große Koalition in Berlin einfach so weiterregieren, ist am Tag nach der Landtagswahl in Hessen alles ganz anders. “Ich bin überzeugt, wir müssen innehalten und ich wünsche mir, dass wir den gestrigen Wahltag als Zäsur nehmen, dass wir alles auf den Prüfstand stellen, was wir spätestens seit der Bundestagswahl bis heute gesagt und getan haben”, fordert Angela Merkel.”

Klare Kante zeigen

Deutsche Welle: Kreativer Widerstand gegen AfD-Meldeportal. “Internetportale, auf denen Schüler AfD-kritische Lehrer melden sollen – das hat für Protest gesorgt. Der geht nun kreative Wege. AfD-Fraktionen in mehreren deutschen Landtagen hatten die Beschwerde-Seiten eingerichtet.”

“Die “Alternative für Deutschland” (AfD) lebt politisch wesentlich davon, in die Schlagzeilen zu kommen. Zurzeit schaffen die deutschen Rechtspopulisten das mit einem Beschwerdeportal für Schüler gegen Lehrer. Hier sollen – kurz gefasst – Schüler online eine Beschwerde hinterlassen, wenn Lehrer ihrer Meinung nach schlecht über die AfD reden.

Betreiber sind die AfD-Fraktionen in den Landtagen. […]

Die für Bildung zuständigen Kultusminister der Länder, Bildung ist in Deutschland Ländersache, haben das Vorgehen der AfD kritisiert. Man wende sich “entschieden gegen Internetportale, in denen Schülerinnen und Schüler ihre Lehrkräfte wegen vermeintlicher parteipolitischer Einflussnahme denunzieren sollen”.”

Kritiker verurteilen AfD-Meldeportal. “Geht es nach der AfD, dann sollen Schüler Lehrer melden, wenn diese sich politisch äußern. Es formiert sich Widerstand gegen den Internet-Pranger der Rechtspopulisten. Denn viele erinnert das an Mittel von Diktatoren.”

“Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) nannte das Einrichten solcher Meldeportale einen Akt “organisierter Denunziation”. Das sei “ein Mittel von Diktaturen”, kritisiert die SPD-Politikerin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wer so etwas als Partei einsetze, um missliebige Lehrer zu enttarnen und an den Pranger zu stellen, der gebe viel über sein eigenes Demokratieverständnis preis, ergänzte die Justizministerin.

Auch Lehrerverbände, Beamtenvertreter und die Kultusministerkonferenz (KMK) zeigten sich empört. Der aktuelle KMK-Vorsitzende nannte den Internet-Pranger für Lehrer ein “No-Go”. Wenn die AfD hier fordere, dass Kinder zu Denunzianten werden, erinnere ihn dieses Vorgehen an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte von 1933 bis 1945, sagte der thüringische Bildungsminister im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. “Deswegen müssen wir klare Kante zeigen.””

AfD macht Schule. “Die Rechtspopulisten versuchen zunehmend, Einfluss auf Schulen zu nehmen. Teilweise mit Erfolg, wie die Ereignisse rund um den Sternmarsch für Toleranz im rheinland-pfälzischen Neuwied zeigen.”

“Mit der “Aktion Neutrale Schule” will die AfD das in Hamburg ändern, eine Internet-Plattform ermöglicht es Schülern und Eltern jetzt, AfD-kritische Lehrer zu melden. Zur Not auch anonym […]

Für Hans-Peter Meidinger, den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, erinnert dies an schlimme Zeiten der deutschen Geschichte: “Das ist ein Aufruf zur Denunziation. Ungeprüfte Anschuldigungen gegen Lehrer verstoßen nicht nur gegen den Datenschutz, sondern auch gegen das Vertrauensverhältnis im Klassenzimmer.” Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW, sieht die Plattform ähnlich kritisch: “Das Vorgehen der AfD ist höchst totalitär.””

“[R]efusing to accommodate pregnant women is often completely legal”

The New York Times: Miscarrying at Work: The Physical Toll of Pregnancy Discrimination. “Women in strenuous jobs lost their pregnancies after employers denied their requests for light duty, even ignoring doctors’ notes, an investigation by The New York Times has found.”

“One evening in January 2014, after eight hours of lifting, Erica Hayes ran to the bathroom. Blood drenched her jeans.

She was 23 and in the second trimester of her first pregnancy. She had spent much of the week hoisting the [Verizon] warehouse’s largest boxes from one conveyor belt to the next. Ever since she learned she was pregnant, she had been begging her supervisor to let her work with lighter boxes, she said in an interview. She said her boss repeatedly said no.

She fainted on her way out of the bathroom that day. The baby growing inside of her, the one she had secretly hoped was a girl, was gone.

“It was the worst thing I have ever experienced in my life,“ Ms. Hayes said.”

We love hummingbirds

Cornell Lab Bird Cams Project: West Texas Hummingbird Cam.

“The West Texas Hummingbird Feeder Cam is nestled in the mountains outside Fort Davis, Texas, at an elevation of over 6200 feet. This site hosts a total of 24 Perky Pet Grand Master hummingbird feeders, and during peak migration can attract hundreds of hummingbirds from a dozen species that are migrating through the arid mountains.”

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“Ihr habt Eure Kalender, wir haben die Flexibilität!”

Wümme-Zeitung (Weser-Kurier) Kolumne: Neues Leben. “Samer Tannous ist Hochschullehrer aus Damaskus, lebt mit seiner Familie seit 2015 in Rotenburg und arbeitet dort als Französischlehrer. In der Wümme-Zeitung schreibt er wöchentlich über seine Erlebnisse.”

Insgesamt sind 20 Kolumnen erschienen, alle zu unterschiedlichen Themen.

Ja oder Nein… Jein! (4):

“Auf Nachfrage erläuterte [eine ehrenamtliche Flüchtlingshelferin], dass sie einmal eine Syrerin zu Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Dieses Treffen sei allerdings sehr merkwürdig verlaufen: Die syrische Frau kam, setzte sich an die Kaffeetafel und ihr wurde Kaffee und Kuchen angeboten. Sie nahm sich jedoch weder Kaffee noch Kuchen. Auf diese Weise war die Atmosphäre etwas frostig und nach 20 Minuten verabschiedete sich die Syrerin, ohne vom Kaffee oder Kuchen genommen zu haben.

Was war passiert? Als wir gemeinsam die Szene analysierten stellten wir fest, dass die deutsche Ehrenamtliche die Syrerin zwar dazu aufgefordert hatte, sich Kuchen zu nehmen, aber eben nur einmal, worauf die Syrerin zunächst höflich ablehnte. Eine Wiederholung dieses Angebotes folgte nicht, die Syrerin hatte schließlich „Nein Danke“ gesagt. Und in Deutschland heißt ein Nein eben Nein. Die enttäuschte Gastgeberin tat ihrem Gast auch nicht eigenständig ein Stück Kuchen auf den Teller; das wäre in Deutschland wohl übergriffig. Auf die Syrerin muss das gewirkt haben, als sei die Einladung nicht ernst gemeint gewesen, denn aus ihrer Heimat war sie es gewohnt, dass man ungefragt Kaffee eingeschenkt und Kuchen auf den Teller gelegt bekommt. Und auf eine anfängliche höfliche Verneinung des Gastes folgt dann immer ein Aufdrängen des Gastgebers, sich doch noch zu nehmen. Leere Teller gibt es in Syrien eigentlich nie.”

Termine jonglieren (17):

“Aber manchmal habe ich Angst vor den Kalendern der Deutschen. Sie machen das Leben zuweilen unnötig kompliziert: Auf einem Elternabend für meine Tochter schlug die Klassenlehrerin einen Ausflug mit Kindern und Eltern vor. Alle öffneten ihren Kalender, um einen Termin zu finden. Alle außer ich! Zwar besitze ich nach zweieinhalb Jahren in Deutschland auch einen Kalender, aber ich habe ihn nicht geöffnet. Irgendein passender Termin wird schon dabei sein. So kann ich mit meinen Terminen jonglieren, um auf einen netten Vorschlag wie diesen eine positive Antwort geben zu können.
[…]
Die Araber sagen zu den Deutschen: „Ihr habt die Uhr und wir haben die Zeit“. Ich füge hinzu: Ihr habt Eure Kalender, wir haben die Flexibilität!”