Category Archives: Corona Pandemic

Das Abiturlabor

Die Zeit: Mut zur Lücke. “Schüler fürchten ein Pudding-Abitur, die Bundesländer suchen eine Strategie, damit das Abitur 2021 keinen Corona-Stempel bekommt. In Rheinland-Pfalz ist das Abi schon fast vorbei. Was kann Deutschland davon lernen?” Von Hannes Schrader. Zuerst veröffentlicht in der Zeit-Ausgabe Nr. 9/2021 vom 25.02.2021.

“Ein einziges Land hat es besser: Rheinland-Pfalz. Hier gibt es kein Zentralabitur, alle Lehrerinnen und Lehrer erstellen – wie es früher auch anderswo war – die Aufgaben für ihre Kurse selbst. Und noch etwas macht Rheinland-Pfalz besonders: Die Abiturprüfungen finden immer schon im Januar statt. Die anderen Bundesländer prüfen erst ab Ende März, Bayern sogar erst Mitte Mai. Rheinland-Pfalz ist in gewisser Weise für dieses Jahr das Abiturlabor.
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In Rheinland-Pfalz, so seine Umfrage zum Deutsch-Abi im Land, haben von 6000 Schülerinnen und Schülern nur elf wegen Corona bei der Prüfung gefehlt, zwölf haben aus anderen Gründen nicht an der Prüfung teilgenommen. In anderen Jahren fehlten meist um die 40.”

“Deutsche Impfkommission denkt an Strategiewechsel”

Deutsche Welle: Corona: Schwenkt Deutschland auf den britischen Impfkurs ein? “Wird der zeitliche Abstand zwischen erster und zweiter COVID-Impfung gestreckt? Das könnte möglicherweise bis zu 15.000 Menschenleben retten. Der Druck auf die Regierung wächst, das nationale Impfprotokoll zu ändern.”

“Deutschland könnte seine strauchelnde Impfkampagne trotz knappen Impfstoffs massiv beschleunigen. Das sagt der Berliner Pandemie-Forscher Dirk Brockmann im COVID-19-Videopodcast der DW. Dazu müsste der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung der neuartigen mRNA-Impfstoffe der Firmen BioNTech/Pfizer und Moderna von derzeit 28 Tagen gestreckt werden, “also, dass man nicht die zweite Dosis in den Kühlschrank legt und wartet”. Der Forscher von der Berliner Humboldt-Universität errechnet in einer aktuellen Studie, dass damit “bis zu 10.000 oder 15.000 Menschen weniger sterben” würden. “In dem Szenario, wo sich eine dritte Welle anbahnt, könnten wir sehr viel mehr Leute vor Tod und schwerer Erkrankung schützen in den Risikogruppen.”

Brockmann veröffentlicht am Montag eine gemeinsame Studie mit Michael Meyer-Hermann vom deutschen Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und anderen. Das Papier liegt der DW vorab vor. Darin gehen die Wissenschaftler davon aus, dass leichter übertragbare Virus-Varianten auch in Deutschland die Oberhand gewinnen werden. Wenn doppelt so schnell geimpft würde, könne der Effekt enorm sein, so Brockmann. Tatsächlich zeigen verschiedene Studien aus Schottland, Israel und den USA, dass schon die Erstimpfung einen massiven Schutz entfaltet. “Nach Datenlage einen kompletten Schutz gegen Tod durch COVID in den Risikogruppen. Das ist ein Riesengewinn”, sagt Brockmann.”

Tablet statt Tafel – nicht nur in Zeiten von Corona

hr Fernsehen: Homeschooling 2.0 – Eine Schule zeigt, wie es geht. (YouTube, 30min)

“Tablet statt Tafel. Die Richtsberg-Gesamtschule in Marburg zeigt, dass Schule trotz Corona gut funktioniert. Die rund 640 Schüler und Schülerinnen besitzen alle ein eigenes iPad, die Lehrer auch. Der Austausch funktioniert jederzeit über unterschiedliche Apps.
Schulleiter Thomas C. Ferber hat schon vor der Pandemie auf Digitalität gesetzt, für eine Schule der Zukunft. Dafür setzt er mit dem Kollegium auf das Konzept „PerLenWerk“ (Personalisierte Lernumgebung mit Werkstätten). Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 5 und 6 bekommen ein individuelles Lernangebot. Die Aufgaben finden sie in ihren iPads. Die Schüler entscheiden selbst, wann sie welches Fach machen, denn es gibt keinen festgelegten Stundenplan. Es gibt auch keine Klassen mehr, in Lernlandschaften arbeiten die Schüler selbständig mit ihren Tablets und der Lernplattform Scobees. Der Schulleiter ist der Macher, er wartet nicht auf fehlende Mittel der Landesregierung, sondern kümmert sich selbst um die Ausstattung, vom Mobiliar über ein starkes WLAN bis hin zur eigenen Lernplattform in der Schule. Und die Schule steht damit erst am Anfang, denn die Lehrkräfte entwickeln ihr neues Lernkonzept ständig weiter, auch mit Spenden aus der Wirtschaft. Die Richtsberg-Schule Marburg, eine integrierte Gesamtschule, befindet sich in einem Stadtteil wo überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund leben, viele beziehen Hartz IV. Die Schule zeigt, dass Corona auch eine Chance für eine Schule der Zukunft ist.”

“Schnelltests und Impfungen als Hoffnungsträger”

Deutsche Welle: Erstmals Corona-Selbsttests in Deutschland zugelassen. “Nun können auch Laien alleine per Schnelltest feststellen, ob bei ihnen das Virus zugeschlagen hat. Gesundheitsminister Spahn hofft darauf, dass auch die Zulassung weiterer Produkte mit Tempo weitergeht.”

“In Deutschland sind erstmals Corona-Selbsttests zur Anwendung durch Laien freigegeben worden. Es seien Sonderzulassungen für drei Produkte erteilt worden, erklärte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Bisher gibt es nur Schnelltests zum Nachweis einer Coronavirus-Infektion, die von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ergänzte im ZDF, die Selbsttests sollten in den nächsten Tagen unter anderem bei Discountern erhältlich sein. Er gehe davon aus, dass bereits in der kommenden Woche weitere Tests genehmigt werden könnten.

Bei allen drei Tests würden die Proben durch einen Abstrich im vorderen Nasenbereich entnommen, teilte das in Bonn ansässige Institut weiter mit. Dieser Abstrich könne nach den von den Herstellern vorgelegten Studien jeweils durch Laien sicher durchgeführt werden.”

Das wäre auch im Hinblick auf die Öffnung der Schulen super. So könnten alle Lehrkräfte und alle Schülerinnen und Schüler sich testen, bevor sie in den Unterricht gehen!

“Schutzlose Lehrer”

Deutsche Welle: Kritik an Schulöffnung: Übereilt und unvorbereitet. “Für einige Schüler geht es wieder in den Präsenzunterricht. Was die (meisten) Schüler freut, sorgt aber auch für Unmut. Die Vorwürfe: Uneinheitliche Konzepte und eine viel zu späte Diskussion über Impfungen von Lehrern.”

“Die Gefahr einer Ansteckung schwingt täglich mit beim Präsenzunterricht. Deshalb wurden mit den Öffnungen auch Rufe nach einer schnelleren Impfung der Lehrkräfte laut.

Genau darauf einigten sich dann auch am Montagabend Bund und Länder bei der Gesundheitsministerkonferenz (GMK). Zu jenen, die nun schneller geimpft werden sollen, zählen demnach Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten sowie Beschäftigte an Grund- und Förderschulen. Diese sollen künftig in die Impf-Priorisierungsgruppe 2 aufgenommen werden. Den Lehrern und Erziehern soll, soweit der nötige Impfstoff in den Bundesländern vorhanden ist, ein Impfangebot gemacht werden.

Die Forderung, Lehrer beim Impfen zu priorisieren, hatte es bereits vor Wochen gegeben. Bisher war Lehrpersonal innerhalb der Impfreihenfolge in der dritten Prioritätsgruppe eingestuft. Sie konnten also voraussichtlich im Frühsommer mit Impfungen rechnen – das bedeutet das Schuljahr wäre verstrichen, ohne dass die Lehrerinnen und Lehrer geschützt gewesen wären. Durch eine Hochstufung in die zweite Prioritätsgruppe können Lehrkräfte nun bereits im Frühling geimpft werden.
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Allerdings kritisiert der Deutsche Lehrerverband, dass nur Grundschullehrer in der Impfreihenfolge nach oben rücken. Dadurch, dass Jugendliche in den Abschlussklassen ähnlich wie Erwachsene das Virus verbreiteten, seien aber auch Lehrer gerade im Präsenzunterricht bei den Abschlussklassen in den weiterführenden Schulen einem erhöhten Risiko ausgesetzt.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sah die Überlegungen, die Impfreihenfolge zu ändern, hingegen kritisch. Denn das Infektionsrisiko sei bereits berücksichtigt worden. “Wenn jetzt Berufsgruppen noch weiter nach vorn gesetzt werden sollen, wird das Leben kosten”, sagte Brysch vor der Einigung. Es gehe aber nicht darum, dass Lehrer sich vor Ältere drängelte, entgegnete wiederum Meidinger. Der Lehrerverband habe seine Forderungen erst erhoben, als klar wurde, dass der Impfstoff AstraZeneca nicht an Ältere verimpft werde.”