Markus Pössel auf Spektrum sci.logs “Relativ einfach”: Corona-Pandemie und Schule: Das BMBF meldet sich zu Wort.
“Insgesamt finde ich damit die Äußerungen, die via Social-Media-Team aus dem BMBF kamen, durchaus irritierend. Erst eine klare, politisch relevante Ansage, die als wissenschaftlich untermauert präsentiert wird: “Studien zeigen, dass Schulen für sich keinen übermäßigen Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben.” Dann, auch das ist noch löblich, transparent und Reaktion auf Nachfragen, nämlich die drei Tweets mit den drei Studien, auf die man sich bezog, und für jede Studie – auch das gute Praxis – direkt ein Link zum Anklicken. So geht Transparenz. Aber was die Transparenz dann zeigt, wenn man doch einmal nachschaut, sieht eben weniger gut aus. Hinter den Links stecken Studien, die jeweils Teilaspekte im Zusammenhang von Kindern/Jugendlichen beleuchten, aber keine Ergebnisse präsentieren, die die BMBF-Behauptung stützen würden. [Hervorhebung durch mich.]
Martinoli et al. beschäftigen sich nur mit Übertragung innerhalb von Schulen; das erlaubt keine Einordnung im breiteren Infektionsgeschehen. Viner et al. präsentieren SAR, Secondary Attack Rates; wenn man die jeweilige Gruppengröße mit einbezieht um von der SAR auf R-Werte zu bekommen, dann ist das Ergebnis aber im Gegenteil: Schulen tragen in jener Hinsicht mehr zum Infektionsgeschehen bei als Haushalte. Bei Irfan et al. dagegen steht das relative Risiko von Jugendlichen und Erwachsenen im Vordergrund. Und das ist zumindest deren Rechnung nach in Grund- und weiterführenden Schulen für Jugendliche/Kinder gleich hoch wie für Erwachsene, eventuell sogar höher. Aber auch das natürlich nur ein innerschulischer Wert, ohne direkten Rückschluss auf die Rolle von Schulen im allgemeinen Infektionsgeschehen.
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Die Schwächen der verlinkten Metastudien, die sich alleine schon ergeben, wenn man stichprobenartig einige der zugrundeliegenden Fachartikel anschaut und vergleicht, wie deren Zahlen verwendet werden – Jugendliche die als Erwachsene gebucht werden, ein SAR das sich offenbar gar nicht auf Haushalte bezieht – fand ich, wiederum als epidemiologischer Laie, einigermaßen erschreckend.”
In den Kommentaren zu diesem Artikel wird ein Artikel vom 28. April 2021 verlinkt, der traurigerweise vermutlich immer noch aktuell ist:
Jan-Martin Wiarda: Die Datenerhebungskatastrophe. “Das Pandemiemanagement der Bundesrepublik baut auf einem Corona-Monitoring auf, das diese Bezeichnung nicht verdient. Die Politik weiß bis heute kaum, was genau sie mit ihren Lockdown-Maßnahmen bewirkt und wer sich warum infiziert. Wie konnte das passieren? Eine Spurensuche.” (Wer Jan-Martin Wiarda ist.)