Deutsche Welle: Gastkommentar: Ist nur ein unsichtbarer Jude ein sicherer Jude in Deutschland? “Dass ausgerechnet der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Juden rät, auf die Kippa zu verzichten, ist ein Skandal. Wenn Felix Klein recht hat, hat die deutsche Gesellschaft ein Problem, meint Michel Friedman.”
““Wehret den Anfängen” ist ein Standardsatz, den deutsche Politiker und Politikerinnen mit Blick auf den Antisemitismus seit Jahrzehnten vor sich hertragen. Dabei sind sind wir längst mittendrin. Viel zu lange haben viel zu viele die Anfänge übersehen. Viel zu lange haben viel zu viele nicht auf die Anfänge reagiert und die gesellschaftspolitische Debatte nicht geführt. Jeder Einzelne muss sich da an die Nase fassen – in Vereinen, in der Familie, im Beruf. Wie oft hat man Judenwitze, die der Chef, der Vater, der Vereinsvorsitzende en passant fallen ließen, einfach überhört und nicht reagiert. Wer aber auf die Anfänge nicht reagiert, macht sich mitschuldig. Verändert auch sein eigenes Koordinatensystem.
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Wenn es tatsächlich stimmt, dass Juden in Deutschland, sobald sie sichtbar sind, nicht ohne Bedrohung ihren Alltag leben können, dann steckt diese Republik in einer Demokratie-Krise.”