Die nächste Phase der Pandemie: Nach der Ohnmacht und der Wut – die Trauer. Von Kai Kupferschmidt.
“Die Menschen, die Verwandte, Freunde, Geliebte verloren haben. Drei Millionen Menschen sind weltweit gestorben. Drei. Millionen. Menschen. Wie begreift man diese Dimension?
Die Menschen, die eine schreckliche Krankheit überstanden haben und mit den Folgen kämpfen, mit Schmerzen, Atemproblemen etwa und auch mit Ängsten, mit survivors guilt: Warum habe ich überlebt? Warum sind andere gestorben?
Die Ärztinnen und Pfleger in den Krankenhäusern, wo die Infektionswellen in Form von schwerkranken Menschen anbrandeten. Die zugesehen haben, wie Menschen sterben, sterben, sterben. Die verzweifelt versucht haben, die Deiche zu erhöhen, während anderswo entschieden wurde, die Fluttore aufzumachen.
Manche Menschen haben ihren Job, ihr Unternehmen verloren. Aber auch der Rest von uns hat natürlich in dieser Pandemie Dinge verloren, und wenn es ist, dass wir ein Jahr lang gute Freunde nicht gesehen haben oder keine neuen kenngelernt haben, dass die Großeltern ihre Enkel nicht umarmt haben, dass man in Maske durch den Supermarkt gehuscht ist und die Luft angehalten hat, wenn jemand zu nah an einem vorbeiging.”