Lehrerausbildung
Unispiegel: Lehrerausbildung – Vernichtendes Zeugnis.
“Das Lehramtsstudium in Deutschland taugt nicht viel. Angehende Lehrer lernen alles Mögliche – nur nicht das, was sie in der Schule brauchen. Reformen in der Ausbildung sollen Studenten und Referendare künftig besser auf den Job im Klassenzimmer vorbereiten.”
Ein paar Anmerkungen: Im Artikel steht, Referendare erhielten durchschnittlich etwa 1800 Mark netto im Monat. Das kann ich kaum glauben. Referendare, die in NRW an einem Gymnasium unterrichten, erhalten (A13 Z) genau 1.007,16 Euro – das sind 1.969,83 DEM – brutto. Für Verheiratete kommen nochmal 100 Euro dazu, für Kinder entsprechend mehr. Man kann ja ungefähr abschätzen, was netto übrigbleibt – und ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, daß so viele Referendare so viele Kinder haben. Außerdem werden Lehramtsanwärter an Grund-, Haupt- und Realschulen ja noch schlechter bezahlt.
Und was die Praxis an den Unis angeht: In meinem Studium habe ich vier Wochen Schulpraktikum gemacht, während der ich insgesamt sieben oder acht Stunden unterrichtet habe, davon eine eigenverantwortlich als Vertretung für einen ausgefallenen Lehrer. Und das ist noch viel, denn ich habe mein Praktikum selbst organisiert. Wer am von der Uni organisierten Praktikum teilnimmt, unterrichtet selbst eine bis zwei Unterrichtsstunden pro Fach, also nur die Hälfte, und wird dabei nicht nur von dem Lehrer der Klasse, sondern zusätzlich vom Prof und den anderen zehn Seminarteilnehmern beobachtet.
Zusammenfassend kann man sagen:
“‘Die Professoren müssen endlich von ihrem hohen wissenschaftlichen Ross herunter und in die Schulen gehen, um zu erfahren, was da überhaupt los ist’, fordert Schulleiterin Enja Riegel aus Wiesbaden. Und die Lehramtsstudenten müssen für sich so früh und so lang wie möglich in Praktika herausfinden können, ob sie für den Beruf überhaupt taugen.”
Bei den Professoren sind hauptsächlich die Professoren für Erziehungswissenschaft gemeint. Bei manchen Profs hatte ich nämlich den Eindruck, daß sie seit ihrer eigenen Abiturfeier keine Schule mehr von innen gesehen hatten – es sei denn bei der Einschulung ihrer Kinder.
Update: Kommentar eines Experten zum Thema:
“In Deutschland sind Reformen leider noch schwerer durchzusetzen als in zentralistischen Staaten, denn hier müssen sich erst einmal 16 Kultusminister einig sein.”
Mein Vater war übrigens 20 Jahre als Seminarleiter an einem Ausbildungsseminar tätig und ist jetzt stellvertretender Schulleiter an einer Realschule.
Noch 25 Tage…
… dann ist meine letzte Prüfung und damit das Studium vorbei. Das Wissen, daß vieles von dem, was ich in den letzten Jahren gelernt habe und jetzt für die Prüfungen pauke, mir im Beruf nichts nützen wird, erhöht die Lernmotivation nicht gerade. Trotzdem muß ich jetzt weiter Funktionentheorie und Didaktik der Stochastik lernen.