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March 2 2000

Alaaf! Today is Weiberfastnacht!

Did you know they have five seasons in Bonn and elsewhere? Between winter and spring, they have carnival. For people from other parts of Germany (like me, I’m from Lower Saxony), carnival is incomprehensible…

After the official start of the carnival season on November 11th at 11:11 a.m., Weiberfastnacht (women’s carnival) is the first opportunity to celebrate. At 11:11 a.m., people stop working and women go out with scissors to cut off the neckties of every man they can get hold of.

During the weekend, there will be all kinds of carnival parties, and on Rosenmontag (monday before Ash Wednesday) carnival will culminate in “de Zoch” – that is, the carnival procession. There are a lot of floats from which people in costumes throw tons and tons of candy.

I went to the carnival procession in Bonn last year to see what it was all about, but I was disappointed. I thought the main reason for all the carnival stuff was having fun, but it turned out the most important thing was – Kamelle!

Kamelle means candy, and that’s what everybody screams for. People yell “Kamelle, Kamelle!” at the guys on the floats and collect tons of sweets, chocolate, and little gifts.

I have even seen people with professional Kamelle collectors! For example, last year I saw some people on the third floor with a fishing rod on which they had hung an umbrella upside down. Whenever one of the floats approached, they lowered the umbrella down until it was just above the heads (and out of reach) of the people in the streets. It was a very effective device! I wonder what they did with half a ton of candy…

People without technical equipment think of a different strategy. If you are there with your whole family, this works almost as well as the umbrella on the rod: The children squeeze through the masses of people until they’re right at the front where they can get the most Kamelle. They collect them and hand them to their mom, who is standing somewhere in the middle of the crowd, equipped with a huge bag. Once the bag is filled, she hands it on to her husband, who is at the back and thus the only person who is able to move freely. He gives her a new, empty bag and carries of the collected Kamelle to the car.

If you would like to get am impression of the “Zoch”, go to Kamelle and click on “Flash-Intro” in the left frame. You can learn how to catch Kamelle there…

Now tell me: Are these people crazy or what?

I will most definitely not leave the house until Ash Wednesday!

Bonnfetti:

Alaaf! Heute ist Weiberfastnacht!
In Bonn (und anderswo) gibt es fünf Jahreszeiten – zwischen Winter und Frühling ist noch die verrückte Zeit des Karneval! Für Leute, die wie ich aus Niedersachsen kommen, ist das eine ziemlich unverständliche Sache.

Nach dem offiziellen Karnevalsstart am 11.11. um 11:11 Uhr ist Weiberfastnacht die erste Gelegenheit, um richtig zu feiern. Um 11:11 Uhr ist mit der Arbeit Schluß, und die Frauen ziehen los, um jeden Krawattenzipfel abzuschneiden, der ihnen über den Weg läuft.

Während des Wochenendes gibt es jede Menge Karnevalsparties, und am Rosenmontag “kütt de Zoch” (mein ganzer rheinländischer Wortschatz!), d.h. der Karnevalsumzug findet statt. Es gibt jede Menge Umzugswagen, von denen tonnenweise Kamelle geworfen werden.

Im letzten Jahr war ich beim Karnevalszug in Bonn, um sowas zumindest mal gesehen zu haben. Bis dahin hatte ich immer gedacht, daß der Hauptsinn des Karnevals der Spaß an der Freude ist, aber das war ein Irrtum. Die Hauptsache ist – Kamelle!

Das ist zumindest das, wonach alle schreien. “Kamelle, Kamelle!”

Ich habe sogar Leute mit professionellen Kamelle-Sammelgeräten gesehen. Zum Beispiel hingen irgendwo Leute im zweiten oder dritten Stock aus dem Fenster, ausgestattet mit einer Angel, an der verkehrt herum ein Regenschirm hing – einer von der ganz großen Sorte. Wann immer sich ein Wagen näherte, kurbelten sie den Schirm herunter, bis er dicht über den Köpfen der Menschenmasse (aber noch außer Reichweite) hing und fingen so jede Menge Kamelle auf. Ich frage mich nur, wer die 20 Zentner Kamelle nachher essen mußte…

Leute ohne technisches Gerät lassen sich aber auch was einfallen. Wenn man mit der ganzen Familie zum Zug geht, funktioniert diese Strategie auch ganz gut: Die Kinder quetschen sich durch die Massen, bis sie ganz vorne stehen und die meisten Kamelle abfangen können. Diese reichen sie dann an ihre Mutter weiter, die mit einer großen Tüte irgendwo mitten in der Menschenmenge steht. Ist die Tasche voll, reicht sie sie an ihren Mann weiter, der schon mit einer neuen, leeren Tüte hinten bereitsteht und die erbeuteten Kamelle ins sichere Auto retten kann.

Kamelle – Die Karnevalsseite für Bonn und die Region bietet unter anderem auch eine nette Illustration, wie das hier beim “Zoch” so ist… sogar Kamelle fangen üben kann man (bei “Flash-Intro”).

Außerdem gibt’s hier ein Narren-Lexikon für Karnevalsanalphabeten wie mich!

Und da sage noch einer, die Rheinländer seien nicht verrückt!

Ich jedenfalls werde mich erst an Aschermittwoch wieder aus dem Haus trauen…