Diese Woche in der Zeit
Schüler aus der Ukraine: Sie machen sich auf den Weg. “Vor wenigen Wochen saßen sie noch in ihren Klassen in der Ukraine – jetzt gehen Gleb und Makar in Berlin zur Schule. Die Geschichte einer Ankunft.” Von Linda Tutmann.
“In der Mittagspause im Lehrerzimmer der Friedrichsfelder Grundschule sagt Ghaffari: “Die Kinder schaffen das, sie sind gewöhnt zu lernen, das merkt man.” Als 2015 viele Syrer nach Berlin kamen, half Ghaffari oft bei den Deutschkursen in den Unterkünften aus. Manche ihrer Schüler damals waren durch die Flucht jahrelang nicht zur Schule gegangen, waren keine Struktur, keinen Unterricht gewohnt, selbst viele Jugendliche waren nicht alphabetisiert. Ähnlich wie heute stand Deutschland damals vor der Herausforderung, diese Menschen möglichst schnell in das deutsche Bildungssystem zu integrieren. Willkommensklassen oder Vorkurse wurden eingerichtet, Behörden miteinander vernetzt, Sprachhotlines eingerichtet. All das, hoffen jetzt die Politiker, könnte ihnen auch aktuell bei der Beschulung der ukrainischen Kinder helfen. Die Strukturen seien da, betont die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien.
Was für zusätzlichen Optimismus sorgt: Das ukrainische Schulsystem ist dem deutschen sehr ähnlich. Makar besuchte bis zur Flucht nach Deutschland die vierte Klasse einer Grundschule, und Gleb war bereits auf die weiterführende Schule gewechselt. Beide Kinder begannen schon in der ersten Klasse Englisch zu lernen. Gleb hatte seit September sogar Deutschunterricht.
In Berlin und anderswo treffen Kinder wie Gleb und Makar nun jedoch auf ein ausgelaugtes Bildungssystem. An vielen Orten fehlt es an Lehrern und Räumlichkeiten, strapazierte Kollegien stopfen die Lücken, die unbesetzte Stellen aufreißen, viele Lehrkräfte sind erschöpft nach dem zweijährigen Ausnahmezustand infolge der Pandemie.”
Ukrainische Schulkinder: Erfolg durch die Drehtür. “Hunderttausende Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sollen in das deutsche Schulsystem integriert werden – aber gleichzeitig auch weiter in ihrer Muttersprache lernen. Ein Modell, wie das funktionieren soll, gibt es bereits, sagt der Bildungsexperte Dirk Zorn.” Von Martin Spiewak.
“Der Fernunterricht während der Pandemie scheint in der Ukraine recht gut geklappt zu haben. Ein großer Teil der Schulbücher des Landes ist digitalisiert, hinzu kommen unzählige Lehrvideos, auf die die Schüler nun zurückgreifen können. Deutsche, die Geflüchtete privat aufgenommen haben, berichten, dass die ukrainischen Kinder morgens um acht am Computer lernen. Mitunter sitzt auf der anderen Seite eine Lehrerin, die selbst geflohen ist, den Klassenverband aber digital weiter unterrichtet.”