Warum gehört die Mathematik zur Bildung? (Teil 3)

Bildung

Was ist Bildung, und wozu dient sie?

Grundsätzlich kommt jedem Menschen Freiheit und Verantwortung zu. Jedem Menschen steht frei, sein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen und Zielen zu gestalten. Gleichzeitig trägt er Verantwortung nicht nur für sein eigenes Leben, sondern auf für das anderer, und zwar insofern, dass er durch seine Handlungen nicht die Freiheit anderer einschränken soll.

Damit der Mensch sein Leben selbstbestimmt gestalten kann, muss er sich bilden, denn nur wenn er seine Umwelt und die Gesellschaft, in der er lebt, versteht, kann er für sich Entscheidungen treffen.

Dieses Bilden ist ein Selbsterziehungsprozess, da man nur selbst lernen kann. Allerdings bedarf es zumindest im Kindes- und Jugendalter dazu einer Hilfe von außen, wie sie die Schule geben soll.

Unabhängig von seinen geistigen Fähigkeiten wird jedem Menschen die Fähigkeit zugesprochen, sich bilden zu können. Dies nennt man das Prinzip der Bildsamkeit, das “den Anspruch [beinhaltet], jedem der Erziehung Bedürftigen so zu begegnen, dass ihm eine universelle Selbstbestimmung grundsätzlich möglich ist und er zugleich dazu bestimmt ist, diese in eigenen Akten zu vollziehen.” [Rekus, Seite 279-280]

Nach Rekus gliedert sich die Bildung in drei Teile, die unmittelbar zusammengehören: Wissen, Wertung und Entscheidung[Rekus, Seite 282-284]:

Wissen

Wissen ist immer in einem Kontext zu betrachten. Es ist nicht einfach eine ungeordnete Ansammlung von Informationen, Fakten und Daten, sondern eine “gegliederte Einheit des Bewusstseins” [Rekus, Seite 282] und damit insbesondere auch von der Person abhängig, die das Wissen besitzt.

Um Wissen objektiv überprüfbar zu machen, muss man sich bei der Wissensaneignung, dem Lernen, solcher Methoden bedienen, die durch die Wissenschaft vorgegeben sind.

Wertung

Das Wissen allein reicht noch nicht aus, um eine verantwortungsvolle Handlung zu initiieren. Bevor man aufgrund seines Wissens etwas tut (oder unterlässt), muss man das Wissen bewerten, und die Bewertung muss begründet werden können.

Entscheidung

Mit Hilfe dieses gewerteten Wissens kann der Mensch seine Entscheidungen treffen und sicherstellen, dass die Handlung verantwortungsvoll ist. Hier wird nicht mehr danach gefragt, ob das Wissen (oder das Urteil) sachlich richtig ist, sondern unter der Annahme, dass es richtig ist, wird die Bedeutung für das Handeln bestimmt.

Die Antwort auf die Frage, wozu Bildung dient, lautet also: der Selbstbestimmung. Durch Bildung soll es dem Menschen ermöglicht werden, sein Leben in der heutigen Gesellschaft nach seinen Vorstellungen zu konzipieren.

Die Selbstbestimmung jedes Menschen allein reicht aber noch nicht aus: Unsere Gesellschaft würde nicht funktionieren, wenn jeder nur egozentrisch seine eigenen Interessen verfolgen würde, denn durch das selbstbestimmte Handeln des einen könnte unter Umständen die Freiheit und das Recht eines anderen eingeschränkt oder verletzt werden. Man muss also zusätzlich sicherstellen, dass durch das selbstbestimmte Handeln die Mitmenschen nicht in ihrem Handeln beeinträchtigt werden. Schilmöller fordert, der Mensch solle eine “gültige, verantwortbare Form des Menschseins” [Schilmöller, Seite 164] entwickeln, nämlich die des moralischen Handelns.


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