Warum gehört die Mathematik zur Bildung? (Teil 4)

Bildung als Ziel der Schule

Neben der Erziehung ist die Bildung des Menschen ein Ziel der Schule. In den Richtlinien für das Gymnasium [2] sind als Aufgaben und Ziele u.a. angegeben:

“Das Gymnasium vermittelt […] eine allgemeine Bildung mit dem Ziel, die Schülerinnen und Schüler zur mündigen Gestaltung des Lebens in einer demokratisch verfassten Gesellschaft zu befähigen. […] Bildung in diesem Sinne soll den Schülerinnen und Schülern helfen, die Wirklichkeit in ihren vielfältigen Dimensionen zu erschließen und es ihnen ermöglichen, sie zunehmend verantwortlich mitzugestalten. Eine solche Bildung wird in Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Natur und der Gesellschaft, ihren Strukturen und Gesetzmäßigkeiten, den kulturellen Traditionen und der gegenwärtigen kulturellen Wirklichkeit entwickelt.” [Richtlinien, Seite 11]

Die von der Schule vermittelte Bildung soll den Menschen also in erster Linie befähigen, sein Leben selbständig und verantwortungsbewusst zu gestalten sowie seine komplexe Lebensumwelt zu verstehen und zu beeinflussen. Hierzu ist sachliche Urteilsfähigkeit nötig, die in der Schule durch Behandeln fachlich differenzierter Zusammenhänge gefördert werden soll. Dazu gehören Zusammenhänge in der Sprache, im Raum, in der Zeit, in der Spiritualität, im Ästhetischen, im Sozialen und in der Natur [Rekus, Seite 288-289]. Diese sind nicht jeweils auf ein einzelnes Schulfach beschränkt, sondern werden in verschiedenen Kontexten behandelt. Für ein selbstbestimmtes Leben ist aber nicht nur Fachwissen, sondern auch fächerübergreifende Kenntnis und Einsicht nötig; auch diese muss die Schule vermitteln [Rekus, Seite 290].
Mit Hinblick auf diese Ziele müssen alle Inhalte und Maßnahmen der Schule ausgewählt werden, also auch die Inhalte des Mathematikunterrichts.

Der Unterricht in der Schule muss, um die ganzheitliche Bildung der Schüler zu erreichen, die drei im vorigen Abschnitt beschriebenen Aspekte Wissen, Werten und Entscheiden miteinander verbinden. In der Schule werden nach der Entscheidung die Handlungen nicht ausgeführt, sondern nur hypothetisch betrachtet; das Ziel des Unterrichts ist lediglich die Handlungsfähigkeit.

Der Lernprozess sollte sich darauf ausrichten, dem Lernenden ein gültiges Verhältnis zu sich selbst, seinen Mitmenschen und seiner Umwelt zu ermöglichen. Nur dann kann man von einem “bildenden Lernprozess” sprechen [Rekus, Seite 293]. Die in der Schule behandelten Gegenstände sollten so ausgewählt werden, dass die Schüler die Anforderungen erfüllen können, die in der Zukunft an sie gestellt werden. Ohne eine Allgemeinbildung, d.h. das Wissen, das nötig ist, um z.B. seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, ist Selbstbestimmung nicht möglich [Rekus, Seite 295].



[2] In den Richtlinien für Haupt-, Real- und Gesamtschulen finden sich ähnliche Aussagen.


Zurück|Weiter

Inhaltsverzeichnis