Warum gehört die Mathematik zur Bildung? (Teil 14)

Mathematik als Mittel zum Verständnis der Welt

Das Ziel der Bildung ist es, dem Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dazu muss der Mensch in der Lage sein, die Welt, in der er lebt, zu verstehen, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Diesem Ziel müssen alle Bildungsinhalte zuträglich sein – insbesondere auch die in der Schule behandelten Themen.

Seit mehr als 2000 Jahren hat die Mathematik in der Bildung und auch der Schulbildung eine Rolle gespielt. Nicht immer war ihre Bedeutung so groß wie heute, aber immer wieder kam man auf die Mathematik zurück. In der klassischen Antike wurde der Mathematik eine ähnlich große Bedeutung beigemessen wie heute, wenn auch aus einem anderen Grund. Für die Griechen war die Mathematik untrennbar mit der Philosophie verbunden (das beste Beispiel hierfür ist Platon), während heute die Anwendungen der Mathematik in den Natur- und Gesellschaftswissenschaften sowie im sich sehr schnell entwickelnden Bereich der Computertechnologie im Vordergrund stehen.

Für einige Bereiche in den Naturwissenschaften ist die Mathematik ein praktisches Hilfsmittel, mit dem sich ein Ergebnis berechnen oder ein Vorgang beschreiben lässt; andere Bereiche wären ohne die Mathematik kaum denkbar. Für einige Teilgebiete der Physik musste eigens eine mathematische Theorie entwickelt werden, und in einigen Fällen war es auch umgekehrt: Die Entwicklung eines Zweigs der Mathematik ermöglichte Fortschritte in der Physik, der bisher eine passende mathematische Beschreibung für ein bestimmtes Phänomen gefehlt hatte.

Aber auch heute hat die Mathematik Bedeutung für philosophische und religiöse Fragen. Beschäftigt man sich mit Philosophie (z.B. auch im Schulfach Werte und Normen), so muss man, um bestimmte Philosophen zu studieren, die mathematische Methode anwenden und verstehen können.

Nicht nur in den hier erwähnten Wissenschaften ist die Mathematik von Nutzen, sondern auch in der Musik (die Harmonielehre beruht auf dem Verhältnis ganzer Zahlen), der Kunst (Bildaufbau mit geometrischen Mitteln, goldener Schnitt, Perspektive etc.) und sogar im Recht, denn ein System von Gesetzen muss genauso widerspruchsfrei sein wie die mathematische Theorie, und wie die Mathematik müssen die Gesetze vollständig im mathematischen Sinne sein, denn für jeden Tatbestand muss entschieden werden können, ob er strafbar ist oder nicht.

Diese Liste ließe sich fortsetzen, aber eine ausführliche Behandlung aller dieser Aspekte hätte den Rahmen der Arbeit gesprengt; deshalb habe ich mich in Abschnitt 4 auf wenige Beispiele beschränkt.

Wichtig ist zu erkennen, dass die Mathematik Mittel zur Verfügung stellt, die man bei nahezu jeden Sachverhalt, jedem Problem nutzen kann, um sie besser zu verstehen oder zu lösen. So wie sich die Sprache eignet, bestimmte Dinge zu beschreiben, so ist die Mathematik die Sprache, in der man Zusammenhänge und Strukturen besonders klar verdeutlichen kann.

Nicht zuletzt soll die Bildung möglichst alle Bereich der Wirklichkeit abdecken. Dazu gehört auch die Mathematik, denn sie ist nicht nur ein von Menschen errichtetes Axiomengebäude, aus dem deduktiv Sätze gewonnen werden können. Zugleich besitzt die Mathematik auch eine vom Menschen unabhängige Existenz. Ich möchte mich hier der Meinung der Pythagoreer (vgl. Pythagoreer) anschließen: Die Struktur unserer ganzen Umwelt ist eine mathematische. Um sie zu verstehen, kommt man nicht umhin, sich mit der Mathematik auseinanderzusetzen. Und nicht nur das: Die Mathematik ist auch das beste Mittel, um die Strukturen in unserer Welt zu verstehen, da sie mathematischer Natur sind.

Fazit

Fasst man nun all dies – die mathematische Struktur der Welt, die mathematischen Aspekte nahezu jeder Wissenschaft, die Eignung der mathematischen Methode zur Lösung vielfältigster Probleme und nicht zuletzt die zunehmende Technisierung und damit auch Mathematisierung unserer Umwelt – zusammen, so ergeben sich genügend Antworten auf die eingangs gestellte Frage

Warum gehört die Mathematik zur Bildung?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bildung und die Mathematik ein gemeinsames Ziel haben: die Welt besser verständlich zu machen, so dass dem Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht wird.


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